Bevor Blooming Coffee zu Blooming Coffee wurde, liefen zwei Bereiche erst mal getrennt voneinander: die Rösterei und das Café oder zu dem Zeitpunkt viel mehr nur die Idee des Cafés. Es sollte ursprünglich im Februar 2021 eröffnen, allerdings wurde daraus dann Mai 2021. Und genau in dieser Zeit war Platz für den Gedanken beides zusammen zu legen. Hannes, Johannes, Rainer und Johannes – das sind die vier Gründer von Blooming Coffee.

Aber wie haben die vier Gründer eigentlich zusammengefunden und warum heißen fast alle Johannes?
Tja auf Letzteres hab ich tatsächlich keine Antwort und es trägt schon sehr zur Verwirrung bei, aber ich will versuchen, es aufzulösen. Das Interview durfte ich mit Hannes und – ich erlaube mir jetzt mal diese Spitznamen – Café-Johannes führen. Café-Johannes und sein Vater Rainer hatten acht Jahre lang bereits mit Coffee Bike gearbeitet und sind so in die Kaffeebranche eingestiegen. Dann bekamen sie Lust auf was Eigenes, wo sie frei sein konnten in der Wahl des Kaffees, des Equipments aber auch vor allem in ihrer Kreativität. So entstand die Idee zur eigenen Coffeebar.
Parallel dazu haben Hannes und Rösterei-Johannes ihre Leidenschaft für das Rösten entdeckt. Die beiden waren fünf Jahre lang Mitbewohner und haben im WG-Alltag gemeinsam an der Siebträgermaschine experimentiert und optimiert. Das weckte schließlich das Interesse daran, noch näher an den Ursprung des Kaffees zu gehen und selbst zu rösten. An einem Silvesterabend bestellten die beiden ihren ersten eigenen 1-kg-Röster und ab da nahm das Ganze seinen Lauf.
Café-Johannes und Rösterei-Johannes kennen sich bereits aus dem Kindergarten und auch mit Hannes sind sie nun schon seit über 10 Jahren befreundet. Aus langjährigen Freundschaft und einer gemeinsamen Leidenschaft ist nun ein Business gewachsen.
Über die ersten Röstversuche auf dem kleinen 1-kg-Röster sagte mir Hannes: “Du kannst mega viel ausprobieren ohne viel Kaffee zu verschwenden. Wir haben über 1000 Röstvorgänge gemacht und bei jedem Mal lernt man einfach dazu – worauf man achten muss, welchen Kaffee man wie behandeln muss usw. Das haben wir erst mal ein paar Monate gemacht, bevor wir dann beschlossen haben, das Ganze professionell anzugehen.”
Mittlerweile nutzen die beiden Röster von Blooming die Räumlichkeiten und den 12-kg-Röster bei Holm Kaffee in Frechen. Ihren Rohkaffee bekommen sie hauptsächlich von Falcon, einem nachhaltigen Rohkaffee-Importeur aus England. Falcon sieht sich als Bindeglied in der komplexen Kaffee-Lieferkette und verpflichtet sich den Röstereien genau wie den Kaffeeproduzierenden. Sie möchten mit ihrer Arbeitsweise einen positiven Einfluss auf die Kaffeeindustrie haben und sehen ihre Aufgabe darin “Die Kultur von Profitmacherei zu Fürsorge zu ändern, indem wir die Verantwortung für Umweltschutz und sozialen Zusammenhalt teilen.”
Langfristig möchte Blooming auch feste Partnerschaften mit Produzent:innen aufbauen und wie es auch im Direct Trade Bereich oft üblich ist, sich zum Beispiel für bestimmte Lots und Abnahmen verpflichten. Dazu gehören dann auch Reisen in die Ursprungsländer, was definitiv auch ein Ziel der jungen Gründer ist, wie mir Café-Johannes im Interview verriet.

Warum Blooming Coffee nur Single Origin röstet
Alleinstellungsmerkmal von Blooming Coffee ist, dass sie sich dazu entschieden haben, ausschließlich Single Origin Kaffees zu rösten. Das bedeutet, es gibt keine Blends, sondern jeder Kaffee besteht zu 100% aus einer Region bzw. Kooperative. Kaffees gibt es aus allen Ursprungsländern in Südamerika, Mittelamerika und Afrika.
Der Grund für die Wahl von Single Origins ist ein hoher Anspruch an die Qualität und vor allem an die Konstanz in dieser Qualität. Mein Gefühl war, dass bei diesem Thema ganz viel Liebe zum Detail und auch ein gewisser Grad an Perfektionismus mitspielt: ”Die Herausforderung bei einem Blend ist, dass du diesen nie perfekt zubereiten kannst. Die ideale Temperatur für die eine Bohne ist niemals auch die ideale Temperatur für die andere.” erklärt mir Café-Johannes. Blooming Coffee möchte die Vielfalt und Besonderheiten der einzelnen Kaffees betonen: “Jeder Kaffee ist einzigartig und sobald du ihn mischt, ändert sich natürlich was. Aber wir möchten gerne das Ursprungsland in den Vordergrund stellen und einfach sagen können: So schmeckt der Kaffee aus diesem Land. Beim Wein würdest du ja auch nicht einen Burgunder aus Frankreich mit einem Malbec aus Argentinien mischen.” Ich finde das ist ein sehr guter Vergleich, den Hannes an dieser Stelle zieht, welcher auch nochmal vor Augen führt, dass Kaffee ein Naturprodukt ist und je nach Umgebung, in der er wächst andere Aromen mit sich bringt.
Außerdem gibt es bei der Zubereitung von Single Origins mehr Konstanz. Denn in jeden Espresso Shot rutschen unterschiedlich viele Bohnen eines Blends, sodass jeder Einzelne ein klein wenig anders schmeckt als der davor. An dieser Stelle sei aber auch angemerkt, dass wir hier wirklich von ganz feinen Nuancen sprechen, die der Laie nicht erkennen würde. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass Blends nicht auch fantastisch schmecken können. Blooming Coffee ging es aber auch darum, im Café eine gleichbleibende Qualität anbieten zu können, welche mit Single Origins deutlich leichter zu erzielen ist.

Die Herausforderung bei den Single Origins ist natürlich, dass die Ernte im schlimmsten Fall im nächsten Jahr nicht so gut ausfällt und die Varietät nicht eingekauft werden kann oder sie anders schmeckt, aufgrund von klimatischen Veränderungen. Aber gleichzeitig betont auch diese Tatsache, dass Kaffee ein landwirtschaftliches Erzeugnis ist und Ernten nun mal unterschiedlich ausfallen können. Der Vergleich zum Wein veranschaulicht dies wieder, denn beim Wein spricht man ebenfalls von den Jahrgängen und ihren geschmacklichen Besonderheiten. Genauso funktioniert es auch bei Kaffee.
Der klare Fokus auf eine Sache spiegelt sich auch im Design des Cafés wieder: Gerade Linien, Schlichtheit und natürliche Materialien geben optisch das wieder, was inhaltlich auch in der Rösterei passiert.
Auch Blooming Coffee gehört zu den Pandemie-Gründern – wie ich sie einfach mal nennen darf – die mir immer wieder über den Weg laufen. Im Interview verrieten mir die beiden, dass der langsame und kontinuierliche Anstieg aber gar nicht so schlecht war, um alle Themen nach und nach aufzubauen und auch die Dinge, die sich plötzlich auf dem Weg auftun, gut aufzufangen.
Besonders herausfordernd war die Planung, sowohl in der Rösterei als auch im Café. Für Letzteres spielten zum Beispiel die Homeoffice-Regelungen eine Rolle, da Blooming Coffee in der Kölner Innenstadt umgeben von Büros platziert ist. Für die Rösterei ist Planung generell ein großes Thema, da ein großer Zeitrahmen im Voraus überblickt werden muss. Die erste Erfahrung damit hat Hannes mir geschildert: “Als wir angefangen haben, am 11.11.20, haben wir zwei Säcke für Espresso und einen für Filter gekauft. Wir dachten, wir fangen erst mal langsam an und damit kommen wir bestimmt 5 bis 6 Monate aus. Aber nach 8 Wochen war alles schon leer. Und so tastet man sich an das Thema ran. Wir versuchen auch eine gewisse Saisonalität abzudecken. Nächsten Monat kommen zum Beispiel äthiopische und kenianische Kaffees. Im Oktober folgt dann die Ernte aus Kolumbien. Also wissen wir, für die Zeit dazwischen gibt es äthiopischen Filterkaffee in ca. dieser Menge.”

Ist euch der Name Maillard Kaffee schon mal begegnet?
Bevor ich zum Interview zu Blooming gegangen bin, hab ich natürlich meine Hausaufgaben gemacht und auch den Instagram Account ein wenig durchforstet. Dabei war mir aufgefallen, dass Blooming ganz am Anfang Maillard hieß. Wie es in so kurzer Zeit schon zu einem neuen Namen kam, hat mir Hannes erklärt: “Als wir gesagt haben, wir legen die Rösterei und das Café zusammen, haben Johannes und ich Armdrücken gemacht und er hat gewonnen.” So oder so ähnlich ist es wahrscheinlich wirklich gelaufen, allerdings muss man dazu sagen, dass Café-Johannes und Rainer schon sehr auf den Namen Blooming Coffee fixiert waren und diesen auch nur ungern gehen lassen wollten. Er hat natürlich auch den Vorteil, dass er leichter schreib- und sprechbar ist. Außerdem assoziiert man ihn in der Specialty Coffee Szene mit der Blooming-Phase beim Kaffee.
Zum Abschluss habe ich die beiden natürlich noch nach ihren Lieblingskaffees gefragt. Beide sind sehr experimentierfreudig und immer auf der Suche nach etwas Neuem. Café-Johannes Lieblings-Zubereitungsart ist der V60 Filter, weil man hier immer und auch mit wenig Aufwand ein tolles Ergebnis zaubern kann. Hannes ist auch total begeistert von Filterkaffee, aber trinkt auch morgens sehr gern einen Cappuccino. Es ist wie so oft die Vielfalt der Möglichkeiten beim Kaffee, die die beiden begeistert.
Bei dem Interview sind Johannes, Hannes und ich noch ins Quatschen gekommen über die Kaffeekultur in verschiedenen Ländern und Großstädten Europas, über Kölner Röstereien und alle möglichen verwandten Themen. Es war mal wieder eine tolle Begegnung mit super sympathischen Leuten aus der Kaffeewelt. Seitdem ich mit den Interviews angefangen hab, zieht sich einfach eine Sache konstant durch: Alle Interviewgäste erzählen unheimlich gern, sind begeistert von dem Produkt, freuen sich ihre Leidenschaft ausüben und teilen zu können, und sind einfach nur authentisch. Ich bin total dankbar solche Menschen regelmäßig treffen und ausfragen zu dürfen.