Vor Kurzem durfte ich einen echten Experten interviewen: Happy Coffee Gründer Christian beschäftigt sich seit über 14 Jahren mit Kaffee und betreibt mittlerweile gemeinsam mit seiner Frau Heidi einen erfolgreichen Online-Handel. Warum er sich selbst nie als Kaffee-Nerd bezeichnen würde und welche seine liebsten Zubereitungsarten sind, lest ihr am besten selbst.
Happy Coffee und mich verbindet diesmal nicht – wie eigentlich bei all meinen anderen Interviews – “nur” die Leidenschaft zum Kaffee, sondern auch die Tatsache, dass Christian, Gründer von Happy Coffee, genau wie ich über einen Blog in die Kaffeewelt eingetaucht ist.
Nach seinem Studium hatte er das Bedürfnis, sich etwas Eigenes aufzubauen und sich in ein Thema so sehr reinzufuchsen, dass er sich vollends auf dem Gebiet auskannte. Kaffee war das ideale Thema, denn zu dem Zeitpunkt, 2008, gab es in diesem Bereich noch sehr viel “Aufklärungsbedarf”. Spezialitätenkaffee war nicht so verbreitet wie heute, man hatte noch kaum etwas von fairem bzw. direktem Handel gehört und auch ein paar Vorurteile, wie z.B. die gegenüber den Filterkaffeemaschinen wollten auch langsam beseitigt werden. Christian hat dabei dieselbe Erfahrung gemacht wie ich: Mit jedem Text und jedem Gespräch lernt man unglaublich viel und entwickelt sich immer weiter. Eine spannende Reise, die dazu führte, dass Happy Coffee bereits 2015 als Blog rund 10.000 Leser im Monat hatte.
Die Suche nach dem perfekten Rösterei-Partner
Zu dem Zeitpunkt ist dann auch die Idee entstanden, die Kaffee-Seite als Online-Handel zu erweitern – selbstredend als Online-Handel für hochwertigen Kaffee. Also nahm sich Christian rund ein Jahr Zeit, um sich mit Röstereien auszutauschen und sich dann letztendlich für eine Zusammenarbeit zu entscheiden, die bis heute noch anhält. Bei der Auswahl seines Rösterei-Partners war es ihm unter anderem ein Anliegen, den Ursprung der Kaffees zu kennen und zu wissen, welche anderen Beteiligten es in der Lieferkette gibt und wie die Prozesse genau ablaufen.
Als dieser Partner gefunden war, ging es mit dem ersten Produkt los – heute bietet Happy Coffee rund 15 verschiedene Kaffees ausschließlich im eigenen Online-Shop an.

Durch die langfristige Beziehung ist die Partnerschaft mit der Rösterei aus Hamburg sehr eng geworden und so gibt es auch Röstprofile, die nur für und auch gemeinsam mit Happy Coffee entwickelt werden. Zudem gibt es auch besondere Bohnen, die der Online-Handel exklusiv erhält.
Die Zusammenarbeit ermöglicht also Zugang zu besonderen Kaffees und auch die Flexibilität Neues auszuprobieren. Neben den Bestsellern gibt es manchmal limitierte Kaffees, wie zum Beispiel Raritäten aus Microlots oder auch besondere Kaffees, mit denen Projekte in Ursprungsländern unterstützt werden können. Für seine Kunden bietet Happy Coffee damit die Möglichkeit, Neues zu entdecken, aber auch ganz verlässlichen Zugriff auf Altbewährtes.
Gut recherchiertes Kaffeewissen, aber keine Kaffee-Nerds
Im Interview verriet mir Christian, dass er sich trotz seiner Expertise nicht als Kaffee-Nerd bezeichnen würde: “Wir sind da eher pragmatischer unterwegs. Wir reden mit unseren Kund:innen nicht unbedingt über SCA-Ratings oder Varietäten, sondern kommunizieren vielmehr so, dass es für den oder die durchschnittliche Kaffeetrinker/in verständlich ist. Zum Beispiel geht es dann um Aromaprofile oder die Säure im Kaffee und warum die zum Beispiel nicht unbedingt immer schlecht sein muss. Aber auch um Dinge wie Mahlgrade, welche Sorte gut zu welcher Zubereitungsart passt oder welche simplen Faktoren den Kaffeegeschmack noch beeinflussen.”

Die Kund:innen von Happy Coffee sind generell sehr offen für diese Themen und interessieren sich auch für Hintergrundinformationen zu ihrem Kaffee. Deswegen findet man auf der Website natürlich auch weiterhin den Blog, der auch immer noch fleißig gefüttert wird. Heidi, Christians Frau, ist für genau diesen Bereich verantwortlich und legt Wert auf gut recherchierte und sorgfältig aufbereitete Artikel, die einen Mehrwert bieten.
Eine transparente Lieferkette vom Feld bis in die Tasse
Die Idee hinter Happy Coffee ist simpel, aber dennoch wunderschön: Christian und Heidi möchten ihre Kund:innen und Kaffeproduzent:innen gleichermaßen glücklich machen. Für die Konsument:innen bedeutet dies besserer Kaffee und für die Bauern und Bäuerinnen eine gerechte Bezahlung. Aus dem Grund stammen alle Kaffees aus direktem Handel und dies seit Beginn an. Happy Coffee war eine Zeit lang Fair Trade zertifiziert, aber hat sich dann für direkten Handel entschieden. Warum genau, haben Christian und Heidi öffentlich kommuniziert. Die Lieferkette ist nun vom Feld bis in die Tasse komplett transparent. Das bedeutet im Klartext auch, dass das Team darüber informiert ist, wie es vor Ort genau aussieht: Mit welcher Ausstattung arbeiten die Produzent:innen, wer arbeitet in der Kooperative und welche zusätzliche Unterstützung wird benötigt.
Passend dazu habe ich Christian natürlich gefragt, was er generell von Siegeln und Zertifikaten in der Kaffeebranche hält: ”Wir selber nutzen nur das Bio-Siegel, aber es gibt auch Kaffees, die dieses Siegel nicht tragen, da die Plantagen so klein sind, dass sich der Aufwand der Zertifizierung nicht lohnen würde. Trotzdem sind dies natürlich Bio-Kaffees bzw. Kaffees, die alle Kriterien der Bio-Zertifizierung eigentlich erfüllen würden. Ansonsten sehe ich unsere Marke selbst als ein Siegel. Letztendlich beruht eine Kundenbeziehung auf Vertrauen. Und das schaffen wir unter anderem, indem unsere Kaffees für Qualität stehen, aber auch, indem wir uns selber persönlich auf unsere Website zeigen und sozusagen mit unserem Gesicht für unseren Anspruch und unser Leistungsversprechen einstehen.”
“Bei Filterkaffee kommen die natürlichen Aromen am besten zur Geltung”
Besonders spannend fand ich es, mit Christian auch noch über Zubereitungsarten zu sprechen. Seine liebsten Methoden sind der Hario V60 Filter und die Chemex. Er ist großer Fan von Filterkaffee und trinkt diesen fast ausschließlich: “Dadurch, dass Filterkaffees tendenziell etwas heller geröstet werden, sind weniger Röstaromen im Spiel und die natürlich Aromen kommen am deutlichsten zur Geltung.” Bei den Kaffeebohnen und Röstungen ist er experimentierfreudig und besonders die fruchtigen und auch gerne säurehaltigen Kaffees, wie zum Beispiel der Volcano, haben es ihm angetan. Heidi hingegen findet man eher bei den schokoladigen Profilen und so ist ihr aktueller Lieblingskaffee der Capim Branco, welcher als Omniroast für alle Filter- und Espresso-Zubereitungsmethoden gleichermaßen gut funktioniert Er kommt bei den beiden auch gerne mal in der ROK Espresso zum Einsatz.

Für die Camper unter euch empfiehlt Christian als Zubereitungsart übrigens die French Press für größere und die Aeropress für kleinere Mengen. Da ich selber immer noch nicht in den Genuss von Kaffee aus der Chemex gekommen bin, hab ich Christian gebeten, mir einmal den Unterschied zum V60 Filter zu beschreiben: “Das besondere an der Chemex ist das verwendete Filterpapier. Es ist deutlich dicker und feinporiger. Deshalb werden mehr Öle aus dem Kaffee gefiltert und meiner Meinung nach ist der Kaffee deshalb noch klarer und milder. Für meinen Geschmack ist die Chemex die Zubereitungsart, die das rundeste Ergebnis erzeugt und bei dem die meisten Aromen zur Geltung kommen. Aber wenn Kund:innen mich fragen, welcher Zubereiter der beste ist, sage ich auch immer, dass das jede/r selbst für sich herausfinden muss.”
Anschließend haben wir noch darüber gesprochen, dass man Geschmäcker lernen kann und gerade so ein alltägliches Getränk wie Kaffee ist bei vielen Menschen ein klassischer “gelernter Geschmack”. Das bedeutet, wenn man eine über Jahre geprägte Vorstellung vom Kaffeegeschmack hat, würde zum Beispiel eine helle Röstung, ein sehr fruchtiger bzw. säurebetonter Kaffee, oder eine völlig neue Zubereitungsart tendenziell erst mal “komisch” schmecken.
Wer also gerne mal neue Arten der Kaffeezubereitung probieren möchte, sollte das im Hinterkopf haben. Mit viel Aufwand und Kosten, wie man vielleicht vermuten würde, ist das Ganze allerdings nicht verbunden. Ein Filteraufsatz fängt bei 20,00 € an und auch eine Chemex gibt es bereits ab 45,00 €. So kann man easy in die Filterkaffeezubereitung einsteigen und bekommt für wenig Geld einen besonders aromatischen Kaffee. Oft auch aromatischer als auch manch einer Knopfdruckmaschine, die preislich wo ganz anders angesiedelt ist. Und selbst im Espresso-Bereich lassen sich mit schmalerem Geldbeutel etwa mit der handbetriebenen ROK oder der Flair Espresso solide Ergebnisse zaubern, ohne dass es gleich eine teure Siebträgermaschine sein muss.

Wenn man bisher die Erfahrung gemacht hat, dass Kaffee bzw. Espresso bitter oder sauer schmecken, hat man vermutlich keine gute Bohne erwischt. Es gibt Kaffees, welche von Natur aus kaum Säure haben und damit würde euch Christian empfehlen, zu starten, und ab da einfach ausprobieren. Wichtig ist für ihn außerdem, immer hochwertige, frisch und schonend geröstete Bohnen zu kaufen.
Generell sind frisch geröstete Bohnen am aromatischsten, sie sollte nur ca. 1 bzw. 2 Wochen nach Röstdatum (Filterröstung vs. Espresso) noch in der geschlossenen Packung ausgasen dürfen. Am besten ganze Bohnen kaufen und immer frisch mahlen! Als Kaffeemühle legt Christian uns die Comandante ans Herz, die er sowohl zu Hause als auch unterwegs im Einsatz hat. Generell haben er und Heidi schon einige Handmühlen und elektrische Mühlen getestet und wenn ihr noch weitere Erfahrungsberichte und Empfehlungen dazu möchtet, schaut gern auf ihrem Blog vorbei.
Seit 2018 arbeiten Christian und Heidi gemeinsam als Paar in Vollzeit in ihrem eigenen Unternehmen und sind absolut glücklich über diese Entscheidung. Neben den beiden hat Happy Coffee noch eine dritte Mitarbeiterin, Jessica, die sich um den Kundensupport kümmert und mit dafür sorgt, dass Happy Coffee sein Werteversprechen halten kann: Happy Coffee, Happy People.