Warum fair gehandelter Kaffee mein Herzensthema ist

Latte Art Herz

Wer sich auf diesem Blog schon ein wenig durchgeklickt hat, hat sicherlich bemerkt, dass mir beim Thema Kaffee der faire Handel mit den Produzierenden besonders am Herzen liegt. Es ist kein Geheimnis, dass weltweit mit sehr vielen Produkten, Menschen ausgebeutet werden, insbesondere betrifft das Produkte, die aus dem globalen Süden kommen. Das sind neben Kaffeebohnen zum Beispiel auch Kakao, Bananen oder Kokosmilch. Die Liste geht noch endlos lang weiter und dehnt sich auch in die Bereiche Elektronik und Textil aus. In allen Branchen herrscht dasselbe Problem vor: Die Herstellenden erhalten nicht mal ansatzweise eine gerechte Entlohnung für Ihre Arbeit. Dadurch wird vor Ort der Status quo von Armut und Ausbeutung erhalten und die Länder, aber insbesondere die Menschen, haben keine Chance, sich weiterzuentwickeln. Wenn das Problem also so viele Sektoren betrifft, warum sollte man dann insbesondere bei Kaffee auf Fair Trade achten?

Warum ist fair gehandelter Kaffee besonders wichtig?

Es sprechen einige Dinge dafür, vor allem bei Kaffee auf Herkunft und Handel zu achten, aber ich möchte auch ganz klar sagen, dass es natürlich bei allen anderen Produkten, die man kauft, genauso wichtig ist, sich darüber zu informieren, unter welchen Bedingungen sie hergestellt worden sind. Das Thema Fair Trade ist wie oben schon beschrieben ein riesiges Feld und ich würde empfehlen, wenn man sich damit auseinandersetzen möchte, bei Kaffee anzufangen.

125 Millionen Menschen weltweit arbeiten in der Kaffeeindustrie

Wusstest du, dass 125 Millionen Menschen von Kaffee leben? Davon arbeiten ca. 25 Millionen Menschen auf der Welt direkt im Bereich Anbau, Verarbeitung und Vertrieb von Rohkaffee. Das sind insbesondere die Personen in den Herkunftsländern im Kaffeegürtel. Wenn man also beim Kauf eines Kaffees auf die Herkunft und Arbeitsbedingungen achtet, kann man für unglaublich viele Menschen etwas Gutes tun. Das Potenzial ist riesig. 

Flat White - Spezialitätenkaffee to go
Kaffee ist etwas ganz alltägliches, sodass wir manchmal vergessen uns mit dem Produkt genauer auseinanderzusetzen.

Der Zugang zu Spezialitätenkaffee ist einfach

Die Spezialitätenkaffee-Szene hat sich in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt, dass es mittlerweile eine riesige Auswahl an Röstereien, die diese Qualität produzieren, deutschlandweit gibt. Es wird uns also immer leichter gemacht, gute Entscheidungen beim Kaffeekauf zu treffen. Warum jetzt Spezialitätenkaffee? Wir waren doch grad beim Thema Fair Trade? Das ist richtig, aber die Themen hängen zusammen. Man bezeichnet Kaffee als Spezialitätenkaffee, wenn er beim Cupping eine Punktzahl von mehr als 80 erreicht. Der genaue Hintergrund würde an dieser Stelle zu weit führen und gerne kannst du mehr über Spezialitätenkaffee in diesem Beitrag nachlesen. Was aber wichtig zu wissen ist, ist, dass die meisten kleinen Röstereien, die Spezialitätenkaffee verkaufen, auf die Herkunft ihrer Bohnen sehr genau achten und oft auch direkten Kontakt zu den Kaffeefarmern haben. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber es ist eine gute Orientierungshilfe, um mit dem Thema zu beginnen. 

Klimawandel und Fair Trade – es hängt alles zusammen

Auf 10 Millionen Hektar weltweit wird Kaffee angebaut. Das kann man sich immer nur schwer vorstellen. Aber ein guter Vergleich sind Fussballfelder. Da haben die meisten Leute ein Gefühl für. Ein Fussballfeld ist knapp 1 Hektar groß. Jetzt kann man sich 10 Millionen Fussballfelder mit Kaffeesträuchern ausmalen. Das wird dann schon wieder schwer für die Vorstellungskraft. Damit möchte ich auch wieder aufzeigen, was für einen großen Hebel man hat, wenn man nicht nur für die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern, sondern auch etwas für die Umwelt tun möchte. Fakt ist nämlich, dass 60 % aller Kaffeearten drohen auszusterben. Meist wird bei “Aussterben” nur an die Tierwelt gedacht. Aber das Gleiche gilt auch für Pflanzen, wenn Wissenschaftler vom Verlust der Artenvielfalt sprechen.

Das Problem liegt darin, dass Kaffeepflanzen, insbesondere Arabica, relativ empfindlich sind und bestimmte klimatische Voraussetzungen benötigen. Es wird ihnen aber in den nächsten Jahren zu heiß und trocken werden. Das bedeutet, sie müssen in höheren Lagen angebaut werden und 50 % der aktuellen Anbauflächen werden unbrauchbar. Außerdem ist die Regenzeit nicht mehr klar abgegrenzt von der Trockenzeit – ein wichtiger Faktor für die Kaffeepflanze. Der Klimawandel macht ihr also erheblich zu schaffen. 

Außerdem werden vor allem Kleinbauern und Kleinbäuerinnen die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen, da sie sich das Umrüsten auf neue Bedingungen wahrscheinlich nicht leisten können. Und hier schließt sich der Kreis. Fair gehandelten Kaffee zu kaufen, unterstützt sowohl die Umwelt als auch die Menschen. Einen höheren Preis für Kaffee zu zahlen trägt dazu bei, dass Kaffeefarmer vorfinanziert werden können, sodass ihnen eine langfristige Planung ermöglicht wird. Im Prinzip trägt es dazu bei, dass sie so arbeiten können, wie es hier für jede/n Unternehmer/in selbstverständlich wäre. 

Wilde Kaffeearten
Wilde Kaffeearten können zum Erhalt des Kaffees beitragen. Bild von HyCoffee. Mehr darüber hier.

Was verdienen die Menschen im Kaffeeanbau denn eigentlich?

Beim Thema Kaffeehandel wird viel über Löhne gesprochen und darüber, dass die Menschen im globalen Süden deutlich zu wenig verdienen. Ich bin ein Freund von Zahlen, Daten und Fakten und würde dieses Thema gerne greifbar machen. Deswegen hätte ich am liebsten ganz konkrete Beispiele, die aussagen, was jemand im Kaffeeanbau aktuell verdient, wie viel er oder sie sich davon leisten kann, was er verdienen müsste, um finanziell abgesichert zu sein usw. Leider ist es sehr schwierig, solche Zahlen zu bekommen. Bitte schreibt mir gern, wenn ihr Input dazu habt.

Was ich allerdings finden konnte, sind die Durchschnittsgehälter in zwei der größten Kaffeeanbauländer weltweit: Guatemala und Äthiopien.

Für Guatemala habe ich Angaben zwischen 250 € und 350 € pro Monat gefunden. Natürlich ist der Lebensunterhalt vor Ort in absoluten Zahlen günstiger. Hier ein paar Beispiele:

  • 1 Liter Milch: 1,30 €
  • Auswärts Mittagessen: 5,00 €
  • Eine Jeans: 49,00 €

Setzt man das Ganze aber in Relation, ist es schockierend. Zum Vergleich: Das monatliche Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt bei knapp 4000 €. Wenn wir dieselben Verhältnisse wie in Guatemala hätten, würden die obengenannten Beispiele bei uns folgendes kosten:

  • 1 Liter Milch: 20 €
  • Auswärts Mittagessen: 80 €
  • Eine Jeans: 784 €

Gerechnet habe ich mit dem niedrigeren Wert von 250€, weil selbst das nicht dem Lohn der Kaffeefarmer entspricht. Diese verdienen tendenziell noch weniger, denn sie werden nach Ertrag bezahlt und nicht nach Zeit oder Leistung. Deswegen konnte ich dazu auch keine Zahlen finden.

Ich möchte gerne noch ein weiteres Beispiel vorstellen. Das Durchschnittsgehalt im Monat in einem der größten Kaffeeanbauländer der Welt – in Äthiopien – beträgt ca. 100€ (ich hab Werte zwischen 70€ und 130 € gefunden) und das kosten folgende Produkte in Äthiopien:

  • 1 Liter Milch: 0,79 €
  • Auswärts Mittagessen: 2,50 €
  • Eine Jeans: 22 €

Die Lebenshaltungskosten sind also nochmal deutlich günstiger als in Guatemala, aber stehen leider auch gar nicht in Relation zum Gehalt. Hier wieder zum Vergleich, was die Produkte bei uns kosten würden, wenn wir äthiopische Verhältnisse hätten:

  • 1 Liter Milch: 32 €
  • Auswärts Mittagessen: 100 €
  • Eine Jeans: 880 €

Die Angaben sind natürlich ohne Gewähr, aber selbst wenn sie nicht auf den Euro genau stimmen, geben sie einen Eindruck davon, was es bedeutet, wenn wir von Armut und Ausbeutung sprechen. 

Wie kann man fairen Handel unterstützen?

Genau wie beim Thema Klimawandel läuft man auch bei Fair Trade Gefahr, dass das Problem überwältigend und lähmend auf einen wirkt. Aber so abgedroschen der Spruch mittlerweile auch klingen mag: Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel. Mit jedem Kassenbon stimmst du für oder gegen gerechten Handel, für oder gegen Klimaschutz, für oder gegen eine Veränderung der aktuellen Zustände. 

Abschließen möchte ich mit drei Tipps, damit du direkt ins Handeln kommen kannst:

  1. Informier dich über den Kaffee, den du kaufst. Egal wo du aktuell deinen Kaffee her holst, mach dich erstmal schlau darüber, wo er produziert wird, unter welchen Bedingungen er angebaut wird – sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen. Lerne dein Produkt kennen.
  2. Finde Röstereien in deiner Nähe. Es gibt mittlerweile so viele tolle Röstereien in ganz Deutschland, die Spezialitätenkaffee aus direktem Handel anbieten. Dieser ist nicht nur besser für Umwelt und Menschen, sondern schmeckt auch besonders gut. Auf Instagram stell ich regelmäßig Röstereien und ihren Kaffee vor.
  3. Sprich mit anderen über das Thema. Wo kaufen deine Freund:innen Kaffee? Vielleicht kennen sie ja schon tolle Röstereien in eurer Nähe oder möchten gemeinsam mit dir welche entdecken. 

Lass mir gern deine Gedanken zu dem Thema hier als Kommentar oder auf Instagram unter dem Post zu diesem Blogbeitrag da.

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