Endlich! Als ich letztes Jahr mit dem Blog angefangen hatte und die Idee in mir gereift war Café Besitzer zu interviewen, war das Jlöcklich eins der ersten Cafés, dass mir in den Sinn kam. Zu dem Zeitpunkt kannte ich das Café schon eine Weile und bin immer super gern hingegangen. Die Paninis sind köstlich, man fühlt sich total wohl und der Empfang ist so herzlich. Ich hab mich immer gefragt, was dahinter steckt. Warum versprüht ein Café solche Vibes? Leider hat es über ein Jahr gedauert bis Pino und ich endlich sprechen konnten. Das war natürlich auch dem Lockdown geschuldet. Keine einfache Zeit für die Gastro. Aber vor ein paar Wochen war es dann soweit und ich konnte ihn endlich alles zum Jlöcklich und dem besonderen Konzept dahinter fragen.
Jules: Hallo Pino, wie schön, dass es endlich klappt und danke schon mal für deine Zeit. Erzähl doch erstmal gern wie es dazu kam, dass du Besitzer vom Jlöcklich wurdest.
Pino: 2019 musste ich mich beruflich verändern und hab dann die Chance ergriffen mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen und ein kleines Café zu eröffnen. Mir wurden zu dem Zeitpunkt auch größere Lokale und Restaurants angeboten, aber das wollte ich nicht. Mir war es wichtig einen Laden zu haben, der überschaubar ist. Das Jlöcklich existierte vorher schon und als ich dann die Möglichkeit bekam es zu übernehmen, passte das einfach perfekt, denn meine Wurzeln liegen genau hier am Eigelstein. Sogar genau in dieser Straße, im Gereonswall.
Das reichte aber natürlich noch nicht aus, um den Laden zu bekommen. Es gab mehrere Bewerber und man musste ein Konzept vorlegen. Gemeinsam mit meiner Freundin Sabine haben wir dies dann erarbeitet und es trug den Namen: Neuer Geist, alte Seele.
Neuer Geist, das sind wir mit den neuen Produkten, die wir mitbringen. Die alte Seele ist unter anderem der Kaffee von Van Dyck. Wir haben hier eine ganz besondere Röstung, die es sonst nirgendwo gibt, den Eigelsteiner. Die alte Seele sind aber auch das Mobiliar im Ladenlokal. Und so entstand die Idee kein komplett neues Cafè zu konzipieren, sondern das bestehende, welches auch hier am Eigelstein schon beliebt war, beizubehalten und zu erweitern, zu verfeinern.

Was mich und meine Familie angeht: wir sind kölsch und italienisch. Wir sind in Köln geboren, aber haben unsere Wurzeln in Italien. Dementsprechend spiegelt sich diese Mischung auch im Jlöcklich wieder. Wir haben italienische Speisen, aber zum Beispiel auch ein Panino mit Gouda, Senf und Zwiebeln. Köln ist eine multikulturelle Stadt und so gehen wir auch nicht starr mit der Auswahl der Produkte um, sondern haben beispielsweise auch portugiesische Pasteis mit auf der Karte.
Jules: Sehr cooles Konzept – italienisch und kölsch. Genau wie der Name des Cafés.
Pino: Richtig, das Café heisst: Jlöcklich – il caffè felice. Allerdings denke viele es bedeutet das glückliche Café, richtig ist aber der glückliche Kaffee.
Aber ja die Lebensarten, die kölsche und die italienische, sollten sich von Anfang an in unserem Laden wiederspiegeln. Sabine und ich kommen beide aus der Hotelbranche und wir wollten unser eigenes Café gern konträr dazu, nämlich locker und lässig, gestalten. Wir wollten einen Ort kreieren, an dem sich der Gast einfach wohlfühlen kann. Wir mögen keine Richtlinien und Regeln und wenn jemand sich einfach nur kurz setzen möchte, weil er oder sie eine Pause braucht und nichts bestellt, ist das völlig in Ordnung für uns. Natürlich schauen wir auch auf unsere Umsätze, denn wir möchten unsere Mitarbeitenden pünktlich bezahlen.
Sabine und ich sind die einzigen alten Hasen im Betrieb mit Gastro Erfahrung, alle anderen sind Aushilfen. Aber unsere Aushilfen sind genauso wichtig für den Laden wie wir. Die meisten gehen noch zur Schule oder studieren. Wir freuen uns ihnen unsere Erfahrung weitergeben zu können. Sei es das klassische Drei-Teller-Tragen oder Einblicke in die Buchhaltung. Allen voran schulen wir natürlich beim Kaffee, denn in einem Café zählt natürlich vor allem der gute Kaffee. Unser Kaffee ist aber nicht nur gut, ich würde ihn sogar als Champions League bezeichnen. Deswegen ist es wichtig, dass er auch wie ein Champion raus geht und so beim Gast ankommt. Also stellen wir sicher, dass unsere Aushilfen bestens geschult sind – vom Einstellen der Maschine bis hin zum perfekten Milchschaum. Es ist schön zu sehen, dass alle interessiert sind und gern mehr lernen möchten.
Unsere 12 Aushilfen bezahlen wir übertariflich, denn wir möchten dass es ihnen hier gut geht. Wenn es uns gut geht sind wir alle produktiver, verkaufen natürlich auch besser und haben gleichzeitig Spaß bei der Arbeit. Der Teamzusammenhalt ist uns sehr wichtig und so machen wir regelmäßig gemeinsame Teamabende.

Jules: Das klingt nach einer richtig guten Arbeitsatmosphäre. Du hast euren Kaffee schon angesprochen. Warum habt ihr euch für Van Dyck entschieden?
Pino: Aus 3 Gründen: 1. Der Van Dyck Kaffee war hier vorher schon drin und getreu unseres Konzeptes “neuer Geist und alte Seele” ist der Kaffee ganz klar Bestandteil der alten Seele und sollte dementsprechend erhalten bleiben. 2. Die Vorbesitzer hatten mit Van Dyck eine eigene Röstung entwickelt: den Eigelsteiner. Das besondere an der Röstung ist der Robusta-Anteil von 30%. Das hat mir auch wirklich zugesagt und passt zum italienischen Flair des Cafés. 3. Das wichtigste Argument für den Kaffee von Van Dyck war, dass er einfach gut ist!
Zudem hat uns Van Dyck bei der Auswahl der Milch unterstützt. Gerade in Zeiten von pflanzlichen Alternativen ist die Auswahl sehr groß und so war es klasse an der Stelle Empfehlungen zu bekommen, welche Milchsorten sich eignen, sowohl geschmacklich als auch für Latte Art.
Jules: Und wie verhält es sich mit den Speisen? Ich kann nur bestätigen, dass alles immer super lecker ist, aber du kannst mir auch sicher verraten warum.
Pino: Wenn man sich unsere Speisen anschaut fallen natürlich die Panini als erstes ins Auge. Hier bieten wir neben klassischen Varianten auch ein veganes und ein kölsches Panini an. Das Brot bekommen wir aus einer italienischen Bäckerei, die uns jede Nacht beliefert.
Dazu haben wir ein ganz besonderes Bananenbrot: Be Bananas rettet Bananen, die sich aufgrund des Reifegrades nicht mehr verkaufen lassen, aus dem Supermarkt. Jeder der schon mal Bananenbrot gebacken hat, weiss dass gerade die überreifen Bananen perfekt dafür geeignet sind. Die Idee finden wir klasse und zudem sind die verschiedenen Sorten auch wirklich lecker.
Danke auch für das Kompliment. Dazu muss ich direkt sagen: Unsere Gäste machen es uns einfach. Nicht weil sie einfach denken. Sie haben Ansprüche und wissen Qualität zu schätzen. Aber sie kommunizieren mit uns und geben uns faires Feedback. Das hilft uns weiter und es spiegelt sich auch in den Google Rezensionen wieder. Es ist genau das, was wir uns vorstellen und wünschen, nämlich das Kommunikation zwischen uns und den Gästen stattfindet.
Jules: Ja, das ist wirklich schön. Richtig schön sind auch eure kleinen Weisheiten zum Thema Glück auf der Speisekarte. Wie seid ihr darauf gekommen?
Pino: Wir haben zunächst das Logo überarbeitet. Ich wollte unbedingt die Herdkanne einbinden. Das war mir wichtig, da sie meine Kindheit geprägt hat. Mein Freund, der die Grafiken für uns erstellt hat, hat ihr dann noch ein fröhliches Gesicht verpasst. Sabine hatte die Idee mit den Weisheiten, um das Thema Glück nochmal zu verstärken.
Außerdem haben wir noch eine Idee eingebracht, die man in Deutschland in der Regel nicht kennt: den Caffè Sospeso. Wenn man einen Kaffee oder Espresso bestellt, bezahlt man einfach zwei. So kann jemand, der sich keinen Kaffee leisten kann im Café nachfragen und ihn abrufen.
In meiner Heimatstadt Neapel gehört es zum Alltag und man hört es in jedem Café. Mich hat es schon immer fasziniert und ich finde es wunderschön, dass auch Menschen die nicht viel haben, gerne etwas geben möchten. Wenn dort jemand einen guten Tag hatte, aus welchem Grund auch immer und das Bedürfnis hat sein Glück zu teilen, auch mit jemandem, den er oder sie nicht kennt, zahlt er oder sie einen Sospeso. Kaffee gehört zum Alltag und jeder trinkt Kaffee, also sollte sich auch jeder einen leisten können. Mit dieser Mentalität bin ich aufgewachsen und das möchte ich auch gerne so weitergeben.
Eine Herausforderungen habe ich aber hier tatsächlich mit dem Thema. Es gibt sehr viele Leute die einen Sospeso zahlen, aber kaum welche die einen abrufen. Wenn an manchen Tagen sehr viele Sospesos aufgeschrieben werden, gehe ich auch aktiv auf Obdachlose zu und bringe ihnen einen Kaffee vorbei. Manche kommen dann auch irgendwann im Laden vorbei und rufen einen ab, aber leider nicht oft. Es ist sehr schwer die Information an die richtigen Leute zu kriegen.

Jules: Das kann ich mir vorstellen. Aber was für ein schöne Geste und wirklich cool, dass du es nach Köln gebracht hast. Was war denn eure größte Herausforderungen seit eurer Eröffnung im Oktober 2019?
Pino: Das war tatsächlich der Lockdown. Nicht nur finanziell, sondern auch die vielen Fragen, die wir uns stellen mussten und die Ungewissheit. Funktioniert der Laden überhaupt? Wir hatten ja kaum Erfahrungswerte. Wann und wie geht es weiter? Das war sehr ernüchternd.
Auf der anderen Seite war der Zusammenhalt unter den Gastronomen klasse und auch das Zusammenspiel mit der Stadt Köln hat wunderbar geklappt. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Auch die Hilfen sind schnell gekommen. Die schönsten Momente in Zeiten des Lockdowns waren die beim Verkaufen der Gutscheine. Das hat ein ganz besonderes Gefühl ausgelöst, dass an uns gedacht wird, obwohl wir geschlossen haben und auch kein To-go-Geschäft hatten. Das war grandios.
Jules: Wie schön zu hören. Zeigt auch einfach, dass es eine Frage der Perspektive ist und richtig toll, dass du positiv darauf zurückblicken kannst. Wie geht’s weiter für euch? Gibt es irgendwelche Zukunftspläne?
Pino: Wir hatten vor Corona ein paar Ideen für kleine Veranstaltungen. Zum Beispiel italienische Abende, wo meine Mutter mal kocht oder Lesungen. Ich würde mich freuen, wenn wir das irgendwann realisieren könnten.
Jules: Ich mich auch. Da würde ich auf jeden Fall vorbeischauen. Vielen Dank für das tolle Gespräch, Pino!