Wenn ihr wolltet, könntet ihr jetzt auch schon aufhören zu lesen, denn die Antwort lautet ”ja, das geht”. Aber wahrscheinlich möchtet ihr auch gerne wissen, wie das überhaupt funktionieren kann und wer dieses Ziel schon erreicht hat 😉
Es geht um El Puente. Das Fair-Handelsunternehmen ist mir das erste Mal auf der Kölner Fair Trade Night begegnet und ich bin durch einen ganz besonderen Kaffee auf sie aufmerksam geworden. Dazu komme ich aber später noch. Einige Wochen darauf, schrieb mich Anna von El Puente über Instagram an, um sich nach einer Zusammenarbeit zu erkundigen. So ist diese, meine erste, Kooperation entstanden. Ich freu mich sehr, dass die erste Anfrage, die ich erhalten habe von einem Unternehmen kommt, hinter dem ich voll und ganz stehe und auch nicht zögern musste, um dem Vorschlag zuzustimmen.

El Puente ist ein Fair-Trade-Unternehmen, das fair gehandelte Lebensmittel und Handwerksprodukte importiert und vertreibt. Die fairen Waren stammen von Kleinbäuer:innen, Familienbetrieben und lokalen Fair-Handels-Organisationen aus 40 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. El Puente vertreibt seine Produkte in den 800 Weltläden in Deutschland und Europa sowie über einen Online-Shop.
Das Unternehmen trägt in seinen Namen den Zusatz “Fair Trade Pioniere”. Hierbei handelt es sich aber nicht nur um einen schönen Marketing Slogan, sondern es steckt deutlich mehr dahinter. El Puente wurde bereits in den 70er Jahren gegründet. Es hatten sich in Hildesheim mehrere junge, engagierte Menschen zusammengetan, um gegen die bestehenden globalen Handelsstrukturen vorzugehen. Sie haben bereits damals erkannt, dass diese auf Ausbeutung beruhten – was sie leider auch heute noch zum allergrößten Teil tun. Die Grundidee lag darin auf das Thema aufmerksam zu machen, hat mir Anna in unserem Interview verraten. Zu diesem Zweck sind die Gründer:innen nach Lateinamerika gereist und haben vor Ort Handwerksprodukte gekauft und in Deutschland wieder verkauft. Man könnte es fast als Geburtsstunde des fairen und direkten Handels bezeichnen. Von da an ist das Unternehmen gewachsen und hat die Fair Trade Bewegung mitgeprägt. Dazu gehörte auch die Gründung eines eigenen Weltladens in Hildesheim. Außerdem beliefert El Puente auch bis heute ausschließlich Weltläden. Dort werden nur fair gehandelte Produkte vertrieben und dies entspricht natürlich exakt dem Konzept, das El Puente verfolgt.
Kaffee nimmt im Sortiment einen ganz besonderen Platz ein. Nicht nur weil es ein Drittel des Umsatzes der Organisation ausmacht, sondern auch weil es als Tool dient, um das Konzept des fairen Handels zu kommunizieren und in die breite Masse zu tragen. In unserem Interview erwähnte Anna auch eine Zahl, die wahrscheinlich viele von euch kennen: 160 Liter Kaffee werden in Deutschland im Schnitt pro Person getrunken. Aus diesem Grund ist Kaffee das perfekte Beispiel um Menschen, die sich noch nie mit Fair Trade beschäftigt haben, das Thema näher zu bringen. Fast jeder hat einen Bezug zu Kaffee.
Fairer Handel geht oft Hand in Hand mit Umweltschutz. Das ist auch bei El Puente nicht anders. Als Mitglied der World Fair Trade Organization stützen sie sich auf die 10 Grundsätze dieser Vereinigung, wovon sich einer dem Klima- und Umweltschutz widmet. Konkret bedeutet das für El Puente, dass sie zum Beispiel 100% plastikfrei versenden und manche Produkte auch in Mehrweg Pfandgläsern anbieten. Der Firmensitz in Nordstemmen wird zudem klimaneutral betrieben. Dies funktioniert über Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage und anderen erneuerbaren Energiequellen vom Stromanbieter Naturstrom AG. Mit einer Kapazität von 6.000 Litern deckt eine eigene Regenwasserzisterne einen Großteil des firmeneigenen Wasserverbrauchs. Die restlichen Emissionen werden durch Kompensationsspenden an die Klima Kollekte ausgeglichen.
Der klimaneutrale Standort war auch der Stein, der das neue Projekt von El Puente ins Rollen gebracht hat: Klimaneutraler Kaffee. Wie eingangs schon erwähnt, haben sie es auch geschafft: Über 20 verschiedene Fair-Trade-Kaffees aus 15 Ländern sind jetzt klimaneutral. Genau wie am Standort, setzt sich auch dieses Projekt aus zwei Bausteinen zusammen: Einsparungen und Ausgleichszahlungen. Dabei geht es dem Unternehmen in erster Linie darum, Emissionen zu vermeiden. Erst dann gleicht El Puente den unvermeidbaren CO2-Ausstoß durch zertifizierte Klimaschutzprojekte aus.

Am Anfang des Projektes standen erstmal sehr viele Berechnungen. Die gesamte Lieferkette von Anbau über Transport, Röstung und Versand zum/zur Endkund:in wurde unter die Lupe genommen und El Puente und ihr Partner, die Klima Kollekte, haben gemeinsam den gesamten Co2 Ausstoß berechnet. Jegliche Emissionen, die nicht eingespart werden können, werden durch Spenden an die Klima Kollekte ausgeglichen, welche diese wiederum nutzt um Projekte zu finanzieren, die dem Klimaschutz dienen.
Ein Mammutprojekt, dass in Summe drei Jahre Planungsarbeit in Anspruch genommen hat. Am Anfang war es auch ein Sprung ins kalte Wasser, wie mir Anna im Interview verraten hat: “Zuerst hatten wir tatsächlich auch ein wenig Angst davor und haben uns gefragt: Kriegen wir das alles so hin? Was kommt da auf uns zu? Was für Kosten auch? Das ist vorher leider gar nicht absehbar gewesen, da es keine Daten dazu gibt, wie viel Co2 Kaffee auf seiner Reise ausstößt.” Jetzt können Anna und ihre Kolleg:innen sehr stolz auf sich sein, da sie eins der ersten Unternehmen sind, das von sich behaupten kann ein komplett klimaneutrales Kaffeesortiment zu führen.
Der am wenigsten klimaschädliche Part auf der Reise des Kaffees von El Puente ist der Anbau. Die große Mehrheit ihrer Kaffees sind nämlich bio-zertifiziert. Die Pflanzen wachsen meist in Mischkulturen. Pflege, Ernte und Weiterverarbeitung erfolgt größtenteils per Hand. Auf umweltschädliche Dünger oder Pflanzenschutzmittel verzichten die Kleinbäuer:innen. Stattdessen nutzen sie beispielsweise die Pulpe, das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen, als natürlichen Dünger. Diese Art des Kaffeeanbaus ist nicht nur gut für Klima- und Umwelt, sondern spiegelt sich auch in der Qualität wieder. Geröstet werden alle Kaffees von El Puente übrigens von einer der ältesten deutschen Bio-Kaffeeröstereien. Niehoffs arbeitet bereits seit Längerem klimaneutral.
Der Transport hingegen ist der Teil der Lieferkette, der den meisten Co2 Ausstoß verursacht. An dieser Stelle ist die Idee zu einem weiteren spannenden Projekt im Bereich Kaffee bei El Puente entstanden. Wie eingangs erwähnt ist mir das Unternehmen bei einer Fair Trade Veranstaltung ins Auge gesprungen und zwar mit ihrem sogenannten Kaffee Ahoi. Was dahinter steckt hat Anna mir ebenfalls erklärt: ”Die Reederei Timber Coast transportiert nach Aufträgen Kaffee- oder Kakaobohnen von Nicaragua nach Hamburg mit einem 100 Jahre alten Segelschiff, das sich Avontuur nennt. Sprich unser Kaffee Ahoi kommt mit Windkraft und damit nahezu klimaneutral zu uns.“

Kaffee Ahoi ist ein Produkt für Geduldige, denn das Segelschiff ist insgesamt ein halbes Jahr unterwegs, da es ca. drei Monate pro Strecke benötigt.
Abschließend hab ich Anna noch fragen dürfen, welche Ziele El Puente sich für die Zukunft gesteckt hat: ”Unsere große Vision ist es, dass der faire Handel sich irgendwann mal selber abschafft. Damit meine ich natürlich, dass diese Art von Handel zur Selbstverständlichkeit wird. Außerdem möchten wir uns natürlich immer weiterentwickeln. Es gibt noch ganz viel Potential, wo man noch nachhaltiger werden kann. Wir möchten definitiv nicht stehen bleiben. Mein persönlicher Wunsch ist, dass sich der bewusste Konsum etabliert. Das bedeutet für mich, dass Produkte mehr Wertschätzung erfahren für die Ressourcen und die Arbeit die drin steckt.”
Im Rahmen der Kooperation hat Anna mir drei verschiedene Kaffees aus ihrem Sortiment zukommen lassen, die ich nun alle nach und nach probieren werde. Wenn ihr wissen möchtet, wie sie mir schmecken schaut einfach demnächst auf Instagram vorbei.
Eine der drei Sorten ist mir aber jetzt schon ins Auge gefallen: Der Canela aus Kolumbien. Dieser Kaffee wird nicht nur dort angebaut, sondern auch geröstet und verpackt. Die komplette Wertschöpfung erfolgt also bei der Kleinbauernkooperative Red Ecolsierra. Diese Form der Zusammenarbeit ist eine der besten im Bereich Fair und Direct Trade, denn somit verbleibt deutlich mehr Ertrag im Ursprungsland. In diesem Fall ist es der dreifache Preis.

Wer mir folgt oder den ein oder anderen Artikel von mir gelesen hat, weiss wie sehr ich sowas feiere und ich wünsche mir an dieser Stelle, dass noch mehr Unternehmen dem guten Beispiel von El Puente folgen. Wenn jeder große Kaffeevertreiber auch nur einen Bruchteil dessen umsetzen würde, was das Fair-Trade-Unternehmen leistet, würden wir riesige Schritte in Richtung Klimaschutz und bessere Bedingungen für alle Arbeiter:innen im globalen Süden machen.
Wie gut, dass ich keinen Kaffee trinke. Dafür esse ich gerne Schokolade. Ob die klimaneutral ist, ist mir ehrlich gesagt schnuppe. Als vor tausenden von Jahren ein cleverer Frühmensch entdeckt hat, wie man selbst Feuer macht, war es mit der Klimaneutralität vorbei. Da hilft wohl nur mehr Bäume pflanzen. Und wenn wir dann noch das Bevölkerungswachstum in den Griff bekommen. Und den wachsenden Energiebedarf….. Aber wir in Deutschland bringen das der Welt schon bei. Gelle?
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Mit dem Segelschiff? Was für Latten fehlen in eurem Zaun? Am besten ganz auf Kaffee, Schokolade, Gewürze, etc. verzichten. Und aufs Handy natürlich. Fragen wir mal bei den Grünen und FFF nach. Die gehen bestimmt mit gutem Beispiel voran. Und bitte auch kein Kautschuk mehr. Obwohl…..der Klimawandel lässt auch Bananen und Zitronen bei uns wachsen. Und Kaffeebohnen. Problem gelöst. Das Transportieren von Medikamenten und den entsprechenden Wirkstoffen per Flugzeug sollte man auch dringend unterbinden, so eine miese CO2-Bilanz aber auch…… Es ist immer wieder erfrischend, manchen Blogs zu folgen.
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