Giovanna Kaffee – Leidenschaft für Canephora aus gutem Grund

Giovanna Kaffee - Guter Kaffee aus Köln

Vor Kurzem war ich bei Giovanna Kaffee und hab Anna, eine der Gründerinnen des Kaffee-Startups, komplett über ihre Entstehungsgeschichte und ihre Leidenschaft ausfragen dürfen. Giovanna Kaffee, das sind Gio und Anna – sie importierten und rösten Kaffee aus Ecuador und haben sich auf Canephora spezialisiert. Diese Kaffeeart ist den meisten bekannt unter dem Namen Robusta. Allerdings ist Robusta nur eine Varietät von Canephora. Aber dazu später mehr.

Wer sind Gio und Anna und woher kennen sie sich?

Gio und Anna kennen sich von Schamong und wussten vorher schon, dass sie gut zusammenarbeiten können und sich gut ergänzen. Gio ist die Expertin für den Rohkaffee und das Rösten – der “nerdy stuff” im Hintergrund. Anna ist gelernte Systemgastronomin und liebt es, im Laden zu stehen, Kaffee zu machen, über Kaffee zu sprechen und kümmert sich auch ums Marketing und Social Media.

Gio hatte sich bereits 2019 selbstständig gemacht, denn sie wollte schon länger ihre Leidenschaft für Kaffee mit ihrem Heimatland Ecuador verbinden. Sie hat nachhaltige Landwirtschaft studiert und sich dann in Ecuador buchstäblich auf die Suche nach gutem Kaffee gemacht und ist so bei der Frauenkooperative Chakra Warmi gelandet. Ihren Rohkaffee verkauft Gio seither an Röstereien in Deutschland.

Kurz darauf kam Corona und hat dem Start von Gios Selbstständigkeit einen Dämpfer verpasst. Glücklicherweise hatte sie aber schon einige Rösterei-Kunden, die den Rohkaffee auch aktuell noch in größeren Mengen abnehmen. Bei einem Produkt wie Kaffee war es aber natürlich nicht möglich, während der Pandemie neue Kund:innen zu gewinnen.

So entstand im Sommer 2020 bei einer Aufnahme von Annas Kaffeesahne Podcast mit Gio als Gast die Idee vom gemeinsamen Business. Warum nicht den tollen Kaffee aus Ecuador selbst rösten und verkaufen? Das nötige Handwerkszeug und auch das Netzwerk in der Branche brachten beide mit.

Gio und Anna von Giovanna Kaffee
Gio und Anna von Giovanna Kaffee

Warum eigentlich Canephora und was ist das überhaupt?

Als Gio den Canephora der Frauenkooperative das erste Mal in Ecuador probierte, konnte sie gar nicht glauben, dass die Kooperative große Schwierigkeiten hatte, ihn zu verkaufen. Zu dem Zeitpunkt wurde der Kaffee nämlich sehr günstig nach Kolumbien verkauft und dort zu Instant Kaffee verarbeitet. Wie so oft fehlte auch hier den Kaffeeproduzierenden das Wissen und der Zugang zu ihrem eigenen Produkt – um vor allen Dingen die Qualität zu erkennen. Die Frauen standen kurz davor, die Kooperative zu schließen, da sich das Geschäft fast gar nicht mehr gelohnt hatte. Canephora eilt ein schlechter Ruf voraus und es wird in der Regel viel weniger gezahlt, obwohl die Arbeit, die die Menschen leisten müssen, dieselbe ist wie bei Arabica. Aber woher kommt das?

Canephora wurde bisher als Kaffeeart wenig Beachtung geschenkt. Dadurch, dass sie im Anbau weniger anspruchsvoll als Arabica ist, wurde sie in großen Mengen produziert und sowohl, wie im Fall der Kooperative, für Instant Kaffee verwendet oder aufgrund ihrer erdigen und kräftigen Note in Espressomischungen untergebracht. Von diesen kennt ihr auch sicherlich den Begriff Robusta. Robusta ist, wie eingangs erwähnt, eine Varietät von Canephora und bisher wurde einfach jede Canephora Varietät als Robusta bezeichnet. Allerdings gibt es noch viele weitere Varietäten, wie zum Beispiel Napo Payamino. Diesen findet ihr in mehreren Kaffees von Giovanna Kaffee wieder.

Art, Sorte, Varietät – das mag vielleicht ein wenig verwirren. Oft hilft aber der Vergleich zu Wein: Dass man aktuell jede Canephora Variteät Robusta nennt, ist ungefähr so, wie, wenn man alle Weißweine Grauburgunder nennen würde.

Gio von Giovanna Kaffee bei der Frauenkooperative Chakra Warmi in Ecuador
Gio bei der Frauenkooperative Chakra Warmi in Ecuador

Wie sahen die Anfänge der Gründung aus?

Gio war begeistert vom Geschmack des Kaffees der Frauenkoopoerative und startete mit diesem ihr Kaffeeimport Business: Latitud 0°. Sie gehörte somit zu den Ersten, die hochwertigen Canephora nach Deutschland importierten. Durch die Wertschätzung des Produktes und der Arbeit konnte die Kooperative bestehen bleiben und hat sich und die Qualität des Kaffees seither weiterentwickelt.

Gio und Anna begannen also selbst importierten Kaffee zu rösten. Dies taten sie und tun sie aktuell auch immer noch bei der Rösterei Schvarz in Düsseldorf. Verpackt wurde auch dort und verkauft wurde mehr oder weniger aus den eigenen Wohnzimmern heraus. Ungefähr ein Jahr lang lief der Kaffeeverkauf über den Online Shop, bis sich letztendlich die Möglichkeit für einen eigenen Laden auftat. Diese bot sich im November 2021. Der kleine Laden mit dem großen Fenster im Cäcilienviertel in Köln war und ist die ideale Location für Giovanna Kaffee. Finanziert haben sie diesen komplett über Crowdfunding und damit auch direkt nebenbei schon auf sich aufmerksam gemacht.

Der Laden Giovanna Kaffee im Cäcilienviertel in Köln
Der kleine Laden von Giovanna Kaffee im Cäcilienviertel in Köln

Was lieben Gio und Anna an Canephora?

Für Anna ist Canephora der perfekte Kaffee, um neue Leute für hochwertigen Kaffee zu begeistern. Er ist der ideale Einstieg für den oder die Alltagskaffeetrinker/in, die es gerne säurearm und den “typischen Kaffeegeschmack” mögen. Denn oft wird Specialty Coffee mit sehr fruchtigen Kaffees gleichgesetzt, die zum Teil nichts mehr mit klassischem Geschmack zu tun haben und manchmal zu Überforderung führen können. Wer es nicht fruchtig oder komplex mag, aber trotzdem Wert auf gute Qualität, Nachhaltigkeit und direkten Handel legt, sollte einen Canephora bei Giovanna Kaffee probieren.

Gleichzeitig, verriet mir Anna in unserem Interview,  kann man mit Canephora auch die Kaffeenerds nicht nur erreichen, sondern auch beeindrucken. Oft sind sie erstaunt, wie gut Canephora schmecken kann. Durch die enge Verbindung zu Ecuador hat Giovanna Kaffee fast ausschließlich ecuadorianischen Kaffee im Angebot. Darunter aber tatsächlich auch einen Arabica. Diesen gibt es zum Beispiel im “Cäcilienblend” oder in der “Besten Mischung”. In Ecuador wachsen nämlich beide Kaffeearten gut. Ganz anders als in den meisten Anbauländern, die oft eine klare Tendenz zu einer der beiden Arten haben, wird in Ecuador zu 60 % Arabica und zu 40 % Canephora angebaut. Letztere wächst im niedrig gelegenen Amazonien in urwaldartiger Landschaft. Arabica hingegen wird eher im Süden in der Nähe der peruanischen Grenze auf höheren Ebenen angebaut.  

Für manche Specials wie z.B. das Canephora Tasting Set gibt es aber auch mal Kaffee aus anderen Ländern. Hier arbeiten Anna und Gio dann mit Rohkafeeimporteur:innen zusammen, deren Arbeit sie gut kennen und denen sie vertrauen

Warum ist Canephora so wichtig mit Blick auf den Klimawandel?

Natürlich bekommen wir mittlerweile auch in Europa Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. In den Ländern des globalen Südens, wo unter anderem Kaffee angebaut wird, ist dieser aber noch viel deutlicher zu spüren. Vor allem Arabica benötigt bestimmte klimatische Bedingungen, um gut zu gedeihen. Sie wird in Höhenlagen ab 1000 Meter angebaut, da hier die Temperaturen nicht über 25 Grad Celsius steigen. Der Klimawandel sorgt aber mittlerweile dafür, dass es auch in höher gelegenen Anbaugebieten immer wärmer wird und der Niederschlag sich verändert. Die Arabica-Anbauflächen verschieben sich immer weiter nach oben. Allerdings werden hier irgendwann alle Möglichkeiten ausgeschöpft sein. Canephora wächst am besten ab 600 Meter und kann durchaus höhere Temperaturen gut vertragen. Sie ist aufgrund ihres höheren Koffeingehalts auch besser gegen Schädlingsbefall gewappnet. Das Koffein wirkt wie ein natürliches Pflanzengift gegenüber Schädlingen. Damit könnte Canephora für viele Farmer eine Lösung sein, um ihr Geschäft fortzuführen, wenn es für Arabica keine Anbaumöglichkeit mehr gibt. 

Gio von Giovanna Kaffee in Ecuador
Gio zu Besuch in Ecuador bei der Frauenkooperative Chakra Warmi

Und wie kann man noch tiefer in das Thema einsteigen?

Das größte Problem von Canephora ist letztendlich sein Ruf und genau hier setzt Giovanna Kaffee an und schafft für Kaffeeliebhaber:innen – sowohl für die Laien als auch für die Nerds – Zugang zu dieser Kaffeeart. 

Noch mehr Gio und Anna bekommt ihr im Kaffeesahne Podcast, der im zweiwöchentlichen Rhythmus erscheint. Es wird dabei natürlich viel um Canephora gehen und generelle Einblicke in das Unternehmerinnenleben der beiden geben, aber in jeder zweiten Folge werden auch neue Gäste aus der coffee community dabei sein. Und wer nicht nur hören, sondern auch schmecken will, sollte mal einen Blick auf die Veranstaltungen von Giovanna Kaffee werfen. Bei ihren Workshops könnt ihr noch mehr über Canephora und Kaffeezubereitung im Allgemeinen lernen.

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