Roasters Choice No.2: Van Dyck’s neuer Kaffee liefert Einblicke in die Arbeit einer Frauenkooperative in Ruanda

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit der Rösterei Van Dyck entstanden.

In einer losen Serie wird bei der Kölner Rösterei Van Dyck eine Sonderedition geröstet, der Roasters Choice. Zur Vorstellung des neuen Kaffees hat Van Dyck zu sich nach Köln Mülheim eingeladen. Einen Tag bevor der Kaffee in den Handel kam, durften wir in kleiner Runde schon mal probieren und alles über den Ursprung der Kaffeebohnen erfahren. Sie kommen diesmal aus Ruanda. Ein Land, das schon lange auf der Wunschliste von Albina und Rolf, den Röster:innen von Van Dyck, stand.

Hafer Flat White Specialty Coffee
Ein Flat White Hafer von Van Dyck in ihrer Rösterei in Köln Mülheim

Ein Blick nach Ruanda

Im Zuge der Vorstellung des neuen Kaffees hat uns Albina auch einen kleinen Einblick in die jüngere Geschichte des Landes gegeben. Diese ist leider geprägt von jahrelangen blutigen Konflikten und Völkermord. Die Bevölkerung Ruandas war in Tutsi, Hutu und Twa unterteilt. Der lang anhaltende Konflikt zwischen Tutsi und Hutu eskalierte 1994 nach Jahren der Spannungen, verstärkt durch die europäische Kolonialherrschaft. Dies führte zu einem beispiellosen Völkermord, bei dem in etwa 100 Tagen etwa 800.000 Menschen, hauptsächlich Tutsi, ums Leben kamen. Die dramatischen Folgen dieser Gewalt beinhalten zahlreiche Witwen und Waisen, die auf sich allein gestellt waren, um ihr Überleben zu sichern.

Women Coffee Extension

Aus dieser tragischen Historie haben sich aber neue Ideen und Zusammenschlüsse entwickelt, wie zum Beispiel die Kaffeekooperative Women Coffee Extension. Mit dem Ziel, Frauen im Kaffeeanbau zu stärken, haben Aline Christine und Odette Uwamariya im Jahr 2017 die WCE gegründet. Sie bieten Beratung zu Anbaupraktiken, Ertragssteigerung und ökologischem Anbau. Die Produktionsmenge hat sich dadurch in wenigen Jahren verdoppelt, viele Frauen sind krankenversichert, und jährlich werden etwa 300 Saisonarbeiterinnen eingestellt. Mit über 700 Mitgliedern setzt sich die WCE dafür ein, die Bedingungen für Kaffeebäuerinnen in Ruanda zu verbessern. Zukünftige Ziele umfassen eine Mitgliederzahl von 1.200, den Ausbau von Bio-Kaffeeanbau, die Schaffung von Arbeitsplätzen in Nähereien und die Einrichtung von Kindertagesstätten. 

Kaffeeanbau in Ruanda
Kaffeeplantage der Women Coffee Extension in Ruanda

Kaffeehandel in Afrika

Generell spielen in afrikanischen Kaffeeländern Kooperativen eine größere Rolle als zum Beispiel in Mittel- und Südamerika. Aus diesen Ländern kennen wir verstärkt das Prinzip der Kaffee Fincas. In Afrika hingegen sind es entweder Kooperativen oder Washing Stations Orte, an denen Kaffee eingekauft wird. Oft wird an Washing Stations Kaffee aus einer ganzen Region gesammelt, gewaschen und dann an Händler:innen oder direkt an Röstereien verkauft. 

Die Bohnen für den Roasters Choice No.2 hat Van Dyck über die Specialty Coffee Importeur:innen von Rehm & Co. erhalten. Über diese haben sie auch den Kontakt und all die Hintergrundinformationen zu den Produzentinnen bekommen.

Immer wieder diskutiert: Bio-Zertifizierungen

Bei dem Event haben einige andere Gäste und ich uns mit der Rösterin Albina darüber unterhalten, was die Vor- und Nachteile von Bio-Zertifizierungen sind und warum Van Dyck ausschließlich bio-zertifizierten Kaffee anbietet.

Was viele nicht wissen und ich auch erst bei der Veranstaltung gelernt habe: Bei der Bio-Zertifzierung fließen auch einige soziale Aspekte ein, wie zum Beispiel, dass man zu einer Kooperative gehören muss und nicht bestrebt ist, ein Monopol aufzubauen. Wesentliche Aspekte der Zertifizierung sind selbstredend die ökologischen Punkte, wie zum Beispiel das Verbot Pestizide einzusetzen. Wir haben aber auch darüber gesprochen, dass Zertifikate kritisch zu betrachten sind. So gibt es Corner Cases und ganz pragmatische Hürden im Alltag von Kaffeebauern und Bäuerinnen, an die man zunächst nicht denkt. Zum Beispiel, der Fall eines Kaffeebauern, der alle Auflagen für die Bio-Zertifizierung erfüllt, aber das angrenzende Kaffeefeld mit Pestiziden bearbeitet wird. Oder aber die einfache Tatsache, dass keine Rücklagen da sind, um in eine Zertifizierung zu investieren. Außerdem gibt es natürlich auch Kaffeebauern und Bäuerinnen, die bereits hochwertigen Kaffee produzieren und ihn problemlos verkaufen können. Sie haben keinen Anreiz, sich den Aufwand und die Kosten für ein Bio-Zertifikat anzutun. Das bedeutet, dass eine Rösterei, die ausschließlich auf Bio setzt, einige hochwertige Kaffees ausschließt, obwohl diese den Anforderungen entsprechen würden.

Warum entscheiden sich dann Röstereien, wie zum Beispiel Van Dyck, nur biozertifizierten Kaffee einzukaufen? Die Kölner Rösterei gibt es seit 2010 und sie ist auf eine beachtliche Größe mit insgesamt 3 Standorten angewachsen. In Mülheim werden an 4-5 Tagen die Woche ca. 500 kg Rohkaffee geröstet. Sehr viele Gastronom:innen in Köln setzen auf Van Dyck Kaffee, denn die Rösterei bietet ein breites Spektrum an. Bei dieser Größe und einer Vielzahl von Ursprungsländern im Sortiment ist es nicht machbar, dass Van Dyck Mitarbeitende in die Anbauländer reisen und sich jedes Mal vor Ort selbst ein Bild von den Bedingungen machen. Deshalb setzen sie auf Zertifizierungen und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ausgewählten Importeur:innen.

Der Roasters Choice No.2

Nun aber zum Roasters Choice No.2. und wie er schmeckt. Es handelt sich um einen gewaschenen Arabica Kaffee der Varietät Red Bourbon. Ich dachte im ersten Moment, es würde sich um einen anaeroben bzw. fermentierten Kaffee handeln, da er dieses besondere Zusammenspiel aus Süße und Säure hat. Das Geschmacksprofil für die Filtervariante ist Aprikose und Hibiskus. Im Espresso schmeckt man Noten von Marzipan und Orange. Ich durfte ihn vor Ort als Flat White und als Filter probieren und fand beide Röstungen super lecker. Van Dyck hat von dem Kaffee eine Palette gekauft. Das entspricht 600 kg Kaffeebohnen. Das heißt, die beiden Röstungen gibt es nur solange der Vorrat reicht. 

Filterkaffee Van Dyck
Van Dycks Roasters Choice No.2. als Filter

Es ist immer toll, sich bei so einer Veranstaltung mit Gleichgesinnten auszutauschen, aber viel spannender ist es noch – und hat auch mehr Impact – wenn man diese Themen aus der Specialty Coffee Bubble raus trägt. Es war daher schön zu hören, als Albina von den Schulungen berichtete, die Van Dyck für alle anbietet, bei denen das Interesse immer mehr zunimmt und das auch von Leuten, die bisher noch keine Berührung mit dem Thema hatten. Diese Menschen von Specialty Coffee zu begeistern oder ihnen einfach nur die Basics über Kaffee beibringen zu dürfen, ist für sie eine große Freude.

Und für mich auch. 

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